Was hilft, damit mehr Frauen in die Politik gehen, speziell in die CDU? Eine Bürgermeisterin aus dem Taunus mag den Begriff Quote nicht – und setzt auf Vereinbarkeit und Vorbilder.

Nur zwei Bürgermeisterinnen gibt es in den 13 Kommunen des Hochtaunuskreises, die eine in der zweitgrößten Stadt, die andere in einer der kleineren Gemeinden. Im Rathaus der Stadt Oberursel arbeitet seit einem guten Jahr die Sozialdemokratin Antje Runge. Und in der Gemeinde Schmitten mit etwa 9500 Einwohnern wurde vor ziemlich genau zwei Jahren die CDU-Politikerin Julia Krügers zur Bürgermeisterin gewählt.

Bei einem Besuch im Rathaus des Luftkurorts am Großen Feldberg geht es um die Frage, warum den beiden Amtsinhaberinnen im Hochtaunus elf männliche Bürgermeister gegenüberstehen, davon allein sieben aus Krügers’ Partei, der CDU. Die Bürgermeisterin, eine große, zugewandte Frau Mitte 40 mit schulterlangem blondem Haar, sitzt an einem langen Tisch im ebenfalls länglichen, hellen Dienstzimmer.

Sie meint, der Mangel an Bürgermeisterinnen sei weder spezifisch für den Landkreis noch für ihre Partei: „In ganz Deutschland sind Frauen in diesem Amt unterrepräsentiert, es gibt nur ungefähr acht Prozent Bürgermeisterinnen.“ So viel zum Status quo, der im Übrigen auch keine Besonderheit des Bürgermeisteramts sei, werde er doch für viele Berufe diskutiert. Krügers fände es sinnvoll, mehr weibliche Bürgermeister zu finden – parteiübergreifend. Sie kann den Beruf empfehlen, auch wenn die Arbeit in der Position intensiv ist.

Früher war sie Managerin
Das kannte Krügers aus ihrem vorherigen Berufsleben aber schon. Mehr als zwei Jahrzehnte hat sie als Managerin in leitenden Positionen bei Konzernen gearbeitet, war nach dem Studium der Betriebswirtschaft bei Philips in den Niederlanden, dann bei mehreren Unternehmen in Deutschland. Egal um welche Produkte es ging, der Schwerpunkt war „immer Hardware-Software-lastig“. So sei es für sie lange vor der Kandidatur „ganz natürlich im Lebenslauf gewesen, immer eine Frau in Männerdomänen zu sein“.

Krügers lebt seit 2011 mit ihrem Mann in Schmitten, ihre Stieftochter ist schon 25 Jahre alt. Als die 1976 in Bocholt im Münsterland geborene Unternehmerin in den Taunus zog, hatte sie sich politisch noch nicht engagiert. Aber in ihrer neuen Heimat machte sie bald beim Freundeskreis Asyl mit – und trat in die CDU ein, „aus dem Antrieb, mich lokal einzubringen“, wie sie sagt. Dass sie sich nicht für eine andere Partei entschied, lag nach ihren Worten an der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Nach einer Weile wurde Krügers Vorsitzende des Ortsvereins der Partei und lernte eine Wahlperiode lang als Gemeindevertreterin „alles detailliert kennen“. Sie habe gemerkt, dass sie mit ihrer Erfahrung wichtige Impulse fürs kommunale Parlament habe geben können – und wagte es, bei der Wahl am 1. November 2020 als Bürgermeisterin zu kandidieren. Jetzt ist das Amt ihr „absoluter Traumberuf“.

Kinderbetreuung in der Pendlergemeinde
Für sie persönlich spiele es keine Rolle, eine Frau auf dem Posten zu sein. Dafür hat sie schon zu viele Posten bekleidet, war schon zu oft Führungskraft. Sehr wohl ist es für sie aber ein Thema, dass Frauen in Politik und Wirtschaft unterrepräsentiert sind. Um das zu ändern, müssten Beruf und Privatleben besser vereinbar werden, meint Krügers. „Frauen tragen immer noch die Hauptlast in Haushalt, Kindererziehung und Pflege.“

Dennoch sieht sie einen Wandel, vor allem wegen der Möglichkeiten, flexibel und mobil zu arbeiten, und wegen des Ausbaus der Kinderbetreuung auch an Schulen. Das sei auch in der Pendlergemeinde Schmitten „unglaublich wichtig“. Genauso wie der gerade begonnene Glasfaserausbau, um das Arbeiten von zu Hause zu erleichtern.

Auch in der hessischen CDU erkennt Krügers Bewegung, was Frauen in Führungspositionen angeht. Sie erwähnt Ines Claus als Fraktionsvorsitzende im Landtag, Astrid Wallmann als dessen Präsidentin. Auch in Schmitten seien zuletzt viele Frauen in die CDU eingetreten, die Gemeindevertretung sei „gut gemischt“. Krügers ist sich sicher: Es wird sich noch mehr tun. Den Begriff „Quote“ mag sie nicht. „Frauenanteil finde ich besser.“ Um den zu erhöhen, will sie bei den oft noch familienunfreundlichen Terminen für Besprechungen ansetzen und bei Vorbehalten im Kopf.

Als Managerin habe sie die Quote lange abgelehnt, nicht nur den Begriff, sondern auch die Sache selbst; „man will ja wegen der Kompetenz“ einen Posten bekleiden. Aber dann habe sie ein Interview mit Ursula von der Leyen gehört, in dem die CDU-Politikerin sinngemäß gesagt habe: Die Kompetenz ist vorhanden, aber wir sind gesellschaftlich noch nicht so weit, dass wir auf die Quote verzichten können. Krügers meint, dass auch noch etwas anderes hilft: Vorbilder.

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